Der Zürcher und die Luzerner Fasnacht

«Euer Ernst!? Ein Zürcher und Fasnacht? Und dann auch noch unsere altehrwürdige Luzerner Fasnacht?» Das müssen sich einige eingesessene Luzerner Fasnächtler gefragt haben als sie kurz vor dem schmutzigen Donnerstag 2019 den Bericht über mein neustes Projekt in der Luzernen Zeitung gelesen haben. Maskenmanufaktur.ch – Fasnachts-Masken sogenannte «Grende» aus dem 3D-Drucker.

Die Idee stammt vom langjährigen Luzerner Vollblut-Fasnächtler Marco Thomann mit dem ich bei SRF zusammen arbeite. Er fragte mich, ob ich auf meinen 3D-Druckern vielleicht auch Fasnachtsmasken ausdrucken könne. Der erste Prototyp bewies, dass das nicht nur möglich, sondern auch eine Marktlücke ist. Mit nur einem Facebook-Post wurden wir von Anfragen überhäuft und holten uns darum noch einen dritten Fasnachts-Altmeister an Bord: Den Maskenbildner Jan Widmer von Widmer Effects.

Er hatte die Idee mit den Fasnachtsmasken aus dem 3D-Drucker: Marco Thomann beim Aufbohren von Marilyn Monroe

Die Idee ist simpel: Im Computer mittels digitaler Knetmasse eine Fratze designen, diese für den 3D-Druck vorbereiten, ausdrucken, anmalen und ausrüsten. Fertig. Bei Guggenmusiken mit 40 Mitgliedern machte Jan Widmer von meinem Prototyp Ein Gipsnegativ, das dann 40 Mal mit Latex ausgegossen wurde.

Das Spannende für mich persönlich: Gleich mehrere meiner bis dahin völlig wahllos verstreuten Interessen und Fähigkeiten kombinierten sich hier zu einer Geschäftsidee: Meine Ausbildung als VFX-Designer inkl. Skills mit Zbrush, 3D Coat und Co., meine Tüfteleien mit FDM- und DLP-Druckern sowie meine Leidenschaft für Monster, Fantasy und Sci-Fi und Comix. Ausserdem stylte ich das Logo und die Website und dokumentierte das Ergebnis dann als Fotograf in Luzerns wunderschönen Innenstadt.

Das Spannende für die Guggenmusiken: Sie sehen die fertige Maske bevor sich jemand die Hände dreckig gemacht hat und man kann ohne Probleme noch Korrekturen vornehmen. Erst wenn alles stimmt, wird der «Grend» gedruckt und weiter verarbeitet. Ausserdem sind Formen und Details möglich, die beim herkämmlichen Arbeiten mit Pappmaché oder Ton nicht machbar wären.

 

Die Bilanz der Luzerner Fasnacht 2019: Die «Rüssgusler», die «Gluggsi-Musig» und die «Sunnechöbler» trugen unsere Designs mit Freude und Stolz. Auch diverse Einzelmasken fanden ihre Bewunderer. Ja sogar für die Basler Fasnacht produzierten wir bereits eine Einzel-Larve. Der Proof of Concept ist also gelungen.

Und das unter den denkbar schlechtesten Kommunikationsvoraussetzungen: Nein, nicht weil sich Zürcher und Luzernen nicht verstehen würden, sondern weil wir keine unserer Kreationen vor dem Schmutzigen Donnerstag veröffentlichen durften. Da vor der Fasnacht traditionell alle Sujets geheim gehalten werden. Super! Da produziert man ein geiles Produkt und darf niemandem davon erzählen.

Ein einjähriges, rüüüdiges Abenteuer. Und eine geile Sache diese Fasnacht in Luzern. Ganz anders und viel besser als ich mir das vorgestellt habe. Bedeutet, dass ich im 2020 wieder dabei sein werde. Dann nicht nur zu dokumentationszwecken mit der Kamera sondern mir Kostüm und eigenem Grend. Und Zwar vom Urknall an 😉

Noch mehr Fotos dieses Abenteuers findest Du auf unserem offiziellen Insta-Kanal.

Meine drei massiv gepimpten FDM-Drucker: Ein Kossel XL Delta und zwei CR10S

 

Druck eines Maskenprototyps für die “Sunnechöbler” in FlexPLA

 

UV-Aushärten von Plaketten für die “Rüssgusler” kurz nach dem DLP-Druck

 

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