BIOGRAFIE

Lügner (1993)
Damals noch “Jacob the Liar” (1993)

Sascha «Lügner» Rossier, geb. 08/11/1973 in Dielsdorf (ZH), Wohnhaft in Zürich. Durch die Filme «Beat Street» und «Wild Style» kommt Lügner erstmals in Kontakt mit der Hiphop-Kultur. Gleichzeitig werden in der Sendung «Trends» im Zürcher Lokalradio 24 die musikalischen Ausläufer der amerikanischen Rapkultur aufgegriffen. Die Alben von den Beastie Boys, RunDMC oder Public Enemy gehören zu den ersten, die in Lügners Plattenkiste landen. Der in Thalwil am Zürichsee aufgewachsene Schüler versucht sich fortan als Sprayer und im Breakdance. Ein befriedigendes Ergebnis stellt sich allerdings nicht ein. Nach ein paar kostspieligen Schadenersatzforungen und zwei wunden Knien, beschränkt sich Lügner auf Zeichnen mit Papier und Stift.

1990 tritt Lügner in die Kantonsschule Enge ein und beginnt zusammen mit den Schulkollegen Dario De Nicola und Nico Canzoniere Beats zu produzieren und erste Reime zu Papier zu bringen. 1991 wird die Formation «Mamanatua» gegründet. Eine interessante Mischung, denn Dario rappt in italienisch, Nico in griechisch und Lügner in englisch. Erste Stücke werden geschrieben und ein Demo wird erstellt. Zürcher UntergrundPionier Rolf Michel alias DJ P.O.Pulist bringt die junge Band mit DJ Crazeebo zusammen, dem Toningenieur, der bereits bei den französischen Pionieren NTM Suprême produktionstechnisch zur Seite stand. Erste Aufnahmen entstehen so in einem professionellen Studioumfeld. Nico scheidet 1992 aus der Band und DJ Cumando, welcher zuvor bei der Gruppe First Capitol tätig war, wechselt zu «Mamanatua». Auf einem Amiga Heimcomputer werden die ersten beiden Lieder in 8-bit-Qualität erstellt, welche 1993 in Form der Maxi «Peeping Tom» veröffentlicht werden. Die Single wird vom Nachrichtenmagazin «10vor10» und der Zeitschrift «Hochparterre» mit dem goldenen Hasen (Die besten ‘93) ausgezeichnet. Es folgen zahlreiche Auftritte in der ganzen Schweiz und der Start der HipHop-Sendung «Mamanatuas Voice», welche alle zwei Wochen auf dem Zürcher Lokalradio LoRa zu hören ist. Gleichzeitig organisiert das Trio die legendären RapParties in der Zürcher Kugellager-Fabrik, wo es jeweils auch auftritt. 1994 erscheint die zweite Maxi «N’che Tempo», als Vorbote des Albums «Wuataproof». Die 15 Stücke des Albums warten fixfertig auf ihre Verfielfältigung. Die LP erscheint jedoch nie im Handel, weil sich Mamanatua kurz darauf trennt.

Lügners erster Tonträger (1993)

Lügner absolviert nach der Matura eine Ausbildung zum Toningenieur in den Tonstudios Z AG. Danach wird er abgeworben, um für eine Firma ein eigenes Tonstudio aufzubauen und zu betreiben. Im Studio «Fork recordings» empfängt Lügner in unzähligen nächtlichen FreestyleSessions verschiedenste Rapper der aufkeimenden Schweizer Szene. Künstler wie Bligg, GleisZwei, Ämoh oder Jurczok 1001 werden hier zum ersten Mal in ihrer Karriere im Studioumfeld auf Band aufgenommen. Unter der Ägide von Lügner entsteht hier auch das erste Zürcher Mundart-Rap-Vinyl, die Scheibe «Zürisläng 95, die erscht». Lügner entscheidet sich nun, in Mundart zu rappen und findet mit Tiisär (Michael Tisaji),einen gleichgesinnten Partner. Kurz darauf wird die Mundart-Rap-Band «paar@ohrä» aus der Taufe gehoben. Das Duo legt aber auch sonst die Kräfte zusammen und gründet 1996 die Multimedia-Produktionasfirma «UUM NUPER paragraphix», wo Sascha Rossier Websites, Radio-, Fernseh- und Kinospots sowie Musikvideos produziert. Die Firma beherbergt natürlich auch ein Tonstudio. Hier wird die Freestyle-Tradition weitergeführt und Talente wie Rennie (Sektion Kuchikäschtli) oder Rokator (Oibel Troibel) machen ihre ersten Gehversuche im Studio. Die kleine Firma an der Talwiesenstrasse Zürich wird zu einem der wichtigsten Knotenpunkte der Zürcher Rap-Szene, wo technische Fragen beantwortet, grafische Drucksachen gefertigt oder in Zukunft auch Websites und Videoclips erstellt werden.

Die legendäre Zürisläng-EP (1997) mit Lügners erstem Rap auf ZH-Deutsch

1997 entsteht mit «De Waan» der erste Song von «paar@ohrä». Dieser wird 1998 auf dem Sampler «Zürislang» vom Zürcher Beatbastler Stern Eis veröffentlicht. 1999 bringt Lügner mit «paar@ohrä» die LP «Chrüüzwort» in Umlauf, welche der Band den Ruf als Retter der Zürcher Dada-Tradition einbringt. Es folgen verschiedene Kollaborationen mit Schweizer Rapgruppen. Rolf Michel alias DJ P.O.Pulist, Inhaber des Labels «Maximum Respect», nimmt «paar@ohrä» auf eigenen Wunsch unter Vertrag. Lügner produziert ab 2000 verschiedene Tonträger für befreundete Künstler (z.B. Ämoh, Rokator) und ist an der Produktion der ersten Schweizer Rapvideos (Bligg’n’lexx, Wrecked Mob, Sendak, Black Tiger) als Regisseur, Cutter und VisualFX-Designer massgeblich beteiligt. Lügner produziert zusammen mit Kollegen eine Demo-Sendung für den geplanten Jugendsender «Virus» von Schweizer Radio DRS. Zum Sendestart gehört auch diese Sendung namens «Bounce» als HipHop-Special zum Programm und wird von Lügner zusammen mit Kollege Misk produziert und moderiert. Lügner veröffentlicht mit «paar@ohrä» den Filmsoundtrack zum ersten Schweizer Dogmafilm «Joyride» in Form einer EP. Zuerst nur als Song für die legendäre Mixtapeserie «ZH2001» bestimmt, veröffentlichen «paar@ohrä» Ende 2001 das Lied «Vogel» als 7”Single. Der Videoclip dazu wird an den ersten Schweizer «Most HipHop Awards» als bester Videoclip ausgezeichnet. 2002 folgen wieder zahlreiche Produktionen, welche auf verschiedenen Tonträger veröffentlicht werden. (Z.B. 20 Jahre Crazy Beat Compilation, Slangwarriors Compilation). Die Maxi «Analisation» kündigt dann den Album-Erstling «Bäck tudä Ruth» an, der gegen Ende 2002 in Umlauf kommt.

NZZ vom 10. Januar 2001

Anfangs 2003 wird die Firma von Lügner und Tiisär auf Eis gelegt. «paar@ohrä» bleibt aber bestehen und nimmt mit ihrer legendären «Unlive-Show» am Zürcher Musikfestival «M4MUSIC» teil. Die neuen Lieder, welche eigens für diese Show produziert worden sind, lösen deratige Begeisterung aus, dass kurz darauf eine Maxi-Single veröffentlicht wird. Ausserdem unterstützt das Duo neue Talente aus der Zürcher Szene (z.B. DJ Mad Madam). Der frühere Firmensitz mit dem Tonstudio wird zum Musikraum umfunktioniert. Zürichs Rap-Lady «Big Zis» stösst zur Studiogemeinschaft. Lügner wird bei Schweizer Radio DRS 3 in der Musikredaktion als Redaktor eingestellt, schreibt für das Szenemagazin «Word» veröffentlicht monatlich eine Kolumne im Zürcher Tagblatt und wirkt bei Veranstaltungen als Moderator oder Fachjuror mit. Auch für seinen neuen Arbeitgeber DRS 3 erstellt Lügner im Rahmen von Auftragsarbeiten Songs zu verschiedenen Anlässen. (z.B. 20 Jahre DRS 3) 2004 produziert Lügner mit «paar@ohrä» im Rahmen einer Auftragsarbeit für die Sendung «Sternstunde Kunst» des Schweizer Fernsehens den Song «Lieber früh als z’spaat». Der Song, sowie der Produktionsablauf werden in einer Dokumentation über den Schweizer Filmemacher Kurt Früh portraitiert. «paar@ohrä» werden in diesem Zusammenhang als musikalische Enkel von Kurt Früh dargestellt. Ebenfalls aus Anlass dieses Themas berichtet das renommierte Magazin «B.Magazin» über das Duo und ihr künstlerisches Schaffen. Für den Hörspielverlag der Turicaphon AG realisiert Lügner zusammen mit seiner Freundin Gabriella Muratori erstmals auch Kinderhörspiele, die Ende des Jahres in den Handel kommen. Wieder realisiert «paar@ohrä» mehrere Kollaborationen (z.B. Dani Göldin, Tinguely dä Chnächt). Tiisär entscheidet sich darauf für eine musikalische Auszeit, während Lügner sein erstes Solo-Album ins Visier nimmt, das im September 2005 unter dem Namen «Kukelikki» erscheint. Der Longplayer, bei dem Lügner von der Musik, über die Aufnahmen und dem Mix bis hin zu Grafik-, Video- und Website-Produktion alles selber macht, erntet durchwegs glänzende Kritiken, und belegt in der Wahl der DRS 3 Sounds!-Platte des Jahres 2005 den zweiten Platz.

Album «Kukelikki» (2005)

Als Kompensation zum Alleingang beim ersten Solo-Album folgen im Jahr 2006 zahlreiche Zusammenarbeiten mit hiesigen Künstlern, unter anderem mit Damos, slm52, Ämoh, DJ Ace, G.I. John, DJ Ilarius, Trio Grande oder Saalschutz. Daneben besorgt Lügner die Grafik- und Webarbeiten für weitere Musikkollegen, unter anderem für Abart aus Basel oder M/O/D/S aus Zürich. Bei den Kollaborationen tritt der Name Dani Göldin immer häufiger auf und es erstaunt nicht, dass Lügner als bald auf der Scheibe «Freunde, das Leben beginnt» und im Videoclip zu «Rock on» von Dani Göldin vertreten ist. Noch während Lügner von DRS 1 angefragt wird, die Musik zum dritten Teil der erfolgreichen Kinderhörspielreihe «Esinem» zu produzieren, konkretisieren sich auch die Pläne, mit Dani Göldin im 2007 ein ganzes Album herauszugeben, das im Sommer 2007 unter dem Namen «Güldin» erscheint. Die Veröffentlichung wird mit dem 24-stündigen Live-Radio-Hörspiel «Notstadsradio» gefeiert, das in guter alter Orson Welles-Manier den Weltuntergang dokumentiert. Eine Aktion, die am 12. Oktober 2007 Schweizer Radiogeschichte schrieb. Fast zeitgleich wird Rossier von den Zürchern Punk-Altmeistern «Mother’s Ruin» angefragt für deren Remix-Album den Song «Godzilla» zu bearbeiten. Das Ergebnis gelingt derart gut, dass der Remix sogar zu jenen drei Songs gehört, die zusätzlich zur CD auch auf Vinyl erscheinen. Zudem wird Sascha Rossier in das Gründungsteam der Fernsehsendung «Nachtwach» berufen, die erste enge Kollaborations-Sendung von Schweizer Radio und Fernsehen. Hier hilft er bei der Konzeption und dem Aufbau der Sendung mit und wird über ein Jahr lang jeden Montag ab Mitternacht hinter den Kulissen als Redaktor zum Erfolg der Sendung beitragen. Ein Erfolg, der alle Erwartungen übersteigen sollte.

Lügner + Göldin = Güldin (2007)

Anfangs 2008 ist es Zeit, den ausgehungerten paar@ohrä-Fans etwas Futter zu geben: Das Doppelalbum «Brösmeli» erscheint mit altem, mehrheitlich unveröffentlichtem Material. Indes ist immer noch nicht klar, ob sich Rossier und Tisaji überhaupt je wieder für ein gemeinsames paar@ohrä-Album finden werden. Rossier arbeitet dann bei diversen Hörspielen von Schweizer Radio DRS 1 mit und sorgt mit einem Drum&Bass-Remix für die Luzener Rockband «The Unborn Chikken Voices» für Aufsehen. Der Sound des Remixes sowie das von Lügner eigens produzierte Video lassen den Originalsong tönen und aussehen, wie ein Kindergeburtstag. Pünktlich zur Fussball-EM im eigenen Land veröffentlicht Lügner zusammen mit dem Basler Folkaltmeister Matthias Erb die alternative Fussballhymne «Mach en ine», die sogar in Deutschland am Radio gespielt wird. Nun bricht Rossier sein Engagement bei der Fernsehsendung «Nachtwach» ab, denn für das kommende Jahr wartet beim Schweizer Radio DRS eine neue Aufgabe auf ihn.

UEPLUS
Wörst of sämtlicher Kollaborationen von Lügner (2012)

Ab Anfang 2009 übernimmt Sascha Rossier zuerst die Redaktion, ab April dann auch die Moderation der Kultsendung «Black Music Special» bei DRS 3 und begleitet fortan jeden Freitag ab 20 Uhr rund 200’000 HörerInnen mit Schwarzer Musik ins Wochenende. Beflügelt von der neuen Aufgabe beschliesst Rossier, auch seine permanente Nebenbeschäftigung, die Filmerei, gezielt zu forcieren und schreibt sich bei einer Online-Universität für Spezial-Effekte (FXPHD, Sydney/Chicago) als Student ein. Dort investiert er fast seine ganze Freitzeit. Neben Job und Studium ist für Musik ist nur noch wenig Platz. Aber gerade genug um mit Basler Folkmeister Matthias Erb (The Saltbee, Rondeau) ein Album aufzunehmen. Das Projekt heisst «The Golden» und erscheint im Sommer 2010. Es folgen weitere Hörspiele, bei denen Sascha Rossier 2011 die Musik beisteuert.  Es wird Zeit für ein weiteres neues Album von Lügner. Wobei das mit «neu» ist eiskalt gelogen. Nomen est Omen. Aber wenn man schon 20 Songs gratis zum runtersaugen bekommt, wird nicht gemeckert! Im normalen Leben über mehrere Galaxien verstreut, im 2012 auf dem Album «ü-plus»  zusammengefasst: Sämtliche Collabos, die Lügner von damals bis heute verbrochen hat. Im April erhitzt aber ein anderes Werk von Sascha Rossier die Schweizer Gemüter, als die Gratiszeitung «20 Minuten» einen damals bereits zwei Jahre alten VFX-Übungs-Videoclip von Rossier  ausgrub und diesen unter der Schlagzeile «SRF Moderator inszeniert Amoklauf im Radiostudio» in Zusammenhang mit einem aktuellen Gerichtsprozess brachte. Die Geschichte hielt sich über eine Woche auf den Titelseiten der Medien, brachte Rossier einen Verweis inkl. temporärem Lohnabzug seines Arbeitgebers und einen Kaktus der Zeitschrift «Schweizer Illustrierten» ein.  Trotz der Kritik war sich die Öffentlichkeit aber in einem Punkt einig: Die Qualität des Handwerks sei von höchster Güte und gerade deshalb entfalte die Kunst eine derart heftige Wirkung. Die Visual Effects-Ausbildung hatte also gefruchtet; wenn auch in einem eher fragwürdigen Ausmass. Zum 50-jährigen Jubiläum des allerersten Beatles-Songs veröffentlicht Lügner hernach zusammen mit den Kollegen Matthias Erb und Sophie Gut den Song «Love Me Dude»; der erste Track des neuen Projekts «Dangergolf» während im Hintergrund fleissig am Album gefeilt wird. Bevor es aber soweit ist veröffentlicht Rossier sein allererstes Album «Wuataproof». Ein Scheibe, die er mit seiner ersten Band Mamanatua im Jahre 1997 fixfertig aufgenommen hatte, aber nie veröffentlichte. Nun erblickte die Scheibe doch noch das Licht der Welt und wurde von der NZZ prompt als «Black Album der Schweiz» gefeiert und in einem

NZZ: «Das Black Album der Schweiz» (2012)
NZZ: «Das Black Album der Schweiz» (2012)

Atemzug mit den Werken von Beck und Tricky genannt. Als letzter Pinselstrich des ausklingenden Jahres designt Sascha Rossier im Zuge des SRG-Namenwechsels von DRS zu SRF  das umfangreiche Signete-Paket für die offizielle Schweizer Hitparade auf SRF 3 komplett neu. 2013 verläuft nach dem hektischen Jahr davor eher ruhig. Hörspielmusik und einige DubStep-Spielereien erscheinen und Sascha Rossier schraubt zusammen mit  Matthias Erb und Sophie Gut stetig an ihrem neuen Album «Keep To Path» des Projektes Dangergolf. Im April 2014 veröffentlicht Lügner zusammen mit Horgener Rapper Didi die Hymne «Agglo». Der Song zur Themenwoche «SRF 3 macht Agglo», welcher das SRF3-Publikum durch seine kantige Machart und unverblümte Message polarisiert; dennoch aber in kürzester Zeit zu einem der erfolgreichsten Songs aus Lügners Repertoire avanciert.

 

 

1 thought on “BIOGRAFIE

  1. …gratuliere dem ‘Seebub’ herzlichst zum runden Geburtstag.
    Du kennst ja den: ‘innen Honig und aussen Hühnermist, damit die Haare schön dicht bleiben’…

    Es grüsst der Apfelkönig aus dem Thurgau

Leave a Reply

Your email address will not be published.